Ein Künstlerleben
Ein Lebenskünstler
Cerhas Schreibtisch
Stete Begleiter in Cerhas Leben als Komponist sind Bleistift und Stoppuhr.
Sie sind geeignete Hilfsmittel, um musikalische Ideen zu formen und schließlich zu fixieren.
Foto: Hertha Hurnaus
Friedrich Cerha ist der Welt als Komponist bekannt. Ohne Musik ist sein Künstlerdasein kaum denkbar. Gleichwohl endet sein kreatives Schaffen hier nicht, im Gegenteil: Sein Ausdrucksbedürfnis ist gewissermaßen uferlos, umfasst auch außermusikalische Bereiche. Bleistift und Notenpapier dienen wie selbstverständlich dem Einfangen klanglicher Fantasien: „Komponieren ist wie atmen, es bedarf keiner besonderen Motivation, um es in Gang zu setzen.“„Friedrich Cerha zum 95er: ‚Komponieren ist wie Atmen‘“, https://www.tt.com/artikel/18223978/friedrich-cerha-zum-95er-komponieren-ist-wie-atmen Ein „Bedürfnis zu tun, zu formen“,„Die Wurzel allen künstlerischen Tuns ist ja das Bedürfnis zu tun zu formen…“ Gundula Wilscher im Gespräch mit Friedrich Cerha, in: Dies. (Hg.): Vernetztes Werk(en). Facetten des künstlerischen Schaffens von Friedrich Cerha, Innsbruck u.a. 2018, S. 167-174, hier S. 168 grundiert Cerhas gesamte Kreativität. Die künstlerische Intuition brachte neben Kompositionen auch andere Früchte hervor, seien es szenische Entwürfe für die Musiktheaterbühne, eine eigens erfundene Kunstsprache zu seinem Netzwerk, existenzielle Gedichte oder Objekte wie Bilder, Assemblagen oder Skulpturen. „Und was man dann ausführt, sind eigentlich die Dinge aus diesem ungeheuren Reservoir, das man in sich trägt – was eben gerade akut oder wichtig erscheint.“„Die Wurzel allen künstlerischen Tuns ist ja das Bedürfnis zu tun zu formen…“ Gundula Wilscher im Gespräch mit Friedrich Cerha, in: Dies. (Hg.): Vernetztes Werk(en). Facetten des künstlerischen Schaffens von Friedrich Cerha, Innsbruck u.a. 2018, S. 167-174, hier S. 172
Im Gebiet der Musik gibt es neben dem Inneren – der Niederschrift von eigenen Klangvorstellungen – ein Äußeres, dem sich Cerha verpflichtet zeigte. Geigend und dirigierend war er ein Praktiker, er verhalf nicht nur seiner eigenen Musik zu ihrer Erweckung im Konzerthaus. Als Stellvertreter seiner Generation interessierte ihn besonders die neueste, oft buchstäblich unerhörte Musik, die es zu verlebendigen galt. Das Modellieren des Klangs betrieb Cerha ebenso wie das Modellieren von Objekten. Aus Steinen arbeitete er Strukturen und Formen heraus, ohne das Wesen des vorgefundenen Rohmaterials zu demolieren. Andere Fundstücke wurden zu Teilen hunderter, im Laufe der Jahrzehnte entstandener Bilder. Der Maler Cerha begnügte sich nicht nur mit Pinsel, Leinwand und Farbeimer. Er erweiterte die Möglichkeiten des Bildraums ins Betastbare – eine Metapher für jene Sinnlichkeit, die in seinem künstlerischen Schaffen omnipräsent ist.