Die Musik des Spiels

Mediterranes, Leichtes

Das Spiel der Musik

Zahl, Ars combinatoria

Strukturen aus Seifenblasen

Leicht, transparent und schillernd – manche Musik Cerhas gleicht dem Spiel mit Seifenblasen.
Das Erfinden von Klängen ‚aus dem Handgelenk‘ steht dabei den Kraftanstrengungen anderer Kompositionen entgegen.

Bildquelle: Pixabay

Friedrich Cerha, Ohne Titel, 2001
Tusche und Aquarell auf Papier, 29,5 x 26 cm

Zugang

Seit den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts ist in der entstehenden Musik die Freude am Musizieren, an der Gestik, das Erlebnis des lustvoll vorwärtsdrängenden Spielens, das ich in meinem Musikerleben so sehr schätzte – von einigen Ausnahmen abgesehen –, unter die Räder gekommen.

Nach sensiblen Orchesterstücken mit ihrer subtilen Klanglichkeit verspürte ich […] prononciert Sehnsucht nach etwas Derberem, Handfestem – sozusagen einer eher ‚hemdsärmeligen‘ Musik, die geeignet ist, die Lust am Spiel, an der Bewegung zu befriedigen.

Friedrich Cerha

Werkkommentare zu Bagatelle für Orchester und Piccola commedia, 2014

E und U – zwei Buchstaben, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Musik künstlich auf zwei Schubladen verteilen. Was heute nicht mehr zeitgemäß erscheint, transportiert unterschwellig eine Geringschätzung alles Klingenden, das nicht im Kleid seriöser Kunst daherkommt und sich stattdessen verspielt, augenzwinkernd und vergnüglich gibt. Einen schweren Stand hat die „leichte Muse“ auch auf dem Gebiet der Neuen Musik. Komponist:innen, die sich der kulinarischen Unterhaltung verschreiben, man denke an Mauricio Kagel oder an Cerhas Weggefährten Kurt Schwertsik, befinden sich jedenfalls in der Unterzahl.
Cerhas Hinwendung zum Lockeren und Leichten beginnt damit, dass er in den 1950er Jahren die Musik zweier Franzosen kennenlernt – eine keineswegs zufällige Neuorientierung, wird doch der französischen Musik seit jeher nachgesagt, eher ein legeres Lebensgefühl zu verbreiten als die deutschen ‚Dichter und Denker‘-Komponist:innen. In der Musik Darius Milhauds findet Cerha jedenfalls „nichts von dem Ernst und der Schwere Schönbergs oder der Strenge Hauers“.Schriften: ein Netzwerk, Wien 2001, S. 33 Und auch Erik Satie fasziniert ihn wegen seiner „klaren, zeichnerischen Formen“. Angeregt durch die französischen Kollegen findet Cerha nun des Öfteren zu einem ebenso leichten Ton.
Die Klavierstücke für Kinder oder solche, die es werden wollen geben sich zugleich pädagogisch wie humorvoll, während das Konzert für Violine, Violoncello und Orchester zirkushaft mit der bizarren Klangwelt Saties spielt. In der Piccola comèdia inszeniert Cerha schließlich eine mehraktige musikalische Komödie.

Werke zum Themenfeld

Französische Clownerie

 

Konzert für Violine, Violoncello und Orchester, 1975/76

Was wissen denn die Erwachsenen…

 

Klavierstücke für Kinder oder solche, die es werden wollen, 1964

Theater aus dem Stegreif

 

Piccola commedia, 2014