Das Spiel der Musik

Zahl, Ars combinatoria

Die Musik des Spiels

Mediterranes, Leichtes

Albrecht Dürer, Melencolia I

Kupferstich, 1514
24,5 x 19,2 cm

Im linken Bildrand von Albrecht Dürers Melencolia I findet sich ein magisches Quadrat.
Die geheimnisvollen Zahlenbeziehungen fügen sich in die kryptische, mit Symbolik aufgeladene Bildsprache des Künstlers ein.
Als Komponist arbeitete auch Cerha mit magischen Quadraten – jenes aus Dürers Kupferstich legte er gleich mehreren Werken zugrunde.

 

Bildquelle: MET Museum

Friedrich Cerha, Zeichnung eines magischen Quadrats
Skizzen zu den Drei Orchesterstücken (2011)

Zugang

„Ich habe technische Mittel, ob es jetzt serielle oder zwölftönige oder magische Quadrate waren, immer nur als ein Hilfsmittel betrachtet, um meine klanglichen Vorstellungen zu realisieren – und zwar möglichst genau zu realisieren. Und wenn die Verhältnisse so komplex wurden, dass sie in der Fixierung, in der Ausführung nurmehr schwer überschaubar waren, dann habe ich solche technischen Hilfsmittel angewandt, aber immer jene, die gerade für die Bewältigung der unmittelbaren Aufgabe brauchbar waren.“

Friedrich Cerha

Interview im Deutschlandfunk zur Uraufführung der Drei Orchesterstücke, 2014

Blickt man unter die Oberfläche von Musik, eröffnen sich versteckte Welten, die an die Mathematik heranreichen. In Tonabständen und Frequenzen, auch in Rhythmen und Formteilen verbergen sich Zahlenproportionen, die man schon in der Antike erforschte. Nicht von ungefähr gehörte die Musik einst im Lehrkanon der „sieben freien Künste“ zum naturwissenschaftlichen Zweig des Quadriviums, neben Arithmetik, Geometrie und Astronomie.
Die kreative Nutzung von musikalischen Zahlenverhältnissen faszinierte Komponist:innen schon im Mittelalter. In einigen Schlüsselkompositionen des 20. Jahrhunderts dominiert die Zahl jedoch auch die kompositorischen Tiefenschichten der Musik: Hier dienen (manipulierte) Zahlenreihen zur Generierung von Klängen.
Dem puren Zahlenfetisch, wie ihn Adorno in den 1950er Jahren mit Blick auf die Avantgarde beklagte, bleibt Cerha fern. Das ‚Jonglieren‘ mit Zahlen bildet dennoch eine wesentliche Facette seines Werks. Sein oftmals spielerischer Zugriff ist von den Zwölftonspielen Josef Matthias Hauers nicht unbeeinflusst, bei denen beide Komponenten – die rationale Zahl und der unverkrampfte Umgang mit ihr – bereits im Titel aufscheinen. Cerhas Umgang mit der Zahl ist vielfältig. Er reicht von ordnenden Zyklen in Zyklen, wie im frühen Buch von der Minne (4 mal 11 Lieder), über die Zahlensymbolik im Monumentum bis zur Organisation von Klang durch magische Quadrate, wie im Konzert für Schlagzeug und Orchester.

Werke zum Themenfeld

Dû bist mîn, ich bin dîn…

 

Ein Buch von der Minne, 1946—64

Im Zeichen des Jupiters

 

Konzert für Schlagzeug und Orchester, 2007

Kreuzweg

 

Monumentum, 1988